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Neue Wege in der Pflege

Arielle Hanisch schloss ihren Bachelor sowie den Master Pädagogik in Gesundheit und Pflege an der KH Mainz ab. Inzwischen arbeitet sie als Pflegerin in den USA.

Arielle Hanisch legte ihren Bachelor und Master Gesundheit und Pflege an der KH Mainz ab.


Arielle Hanisch arbeitet als Pflegerin im Fox Chase Cancer Center in Philadelphia. Ihre Ausbildung zur Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin absolvierte sie im Stadtklinikum Hanau und schloss berufsbegleitend ihren Bachelor Gesundheit und Pflege an der KH Mainz an. 2020 legte sie zusätzlich ihren Master "Pädagogik in Gesundheit und Pflege" an der KH Mainz ab.
Sie arbeitete auf Neonatalen Intensivstationen (NICU) in Hanau und Aschaffenburg und beschloss schließlich, ihre berufliche Tätigkeit in den USA weiterzuführen. Wir haben mit ihr darüber gesprochen, welche Vorteile die Akademisierung der Pflegeberufe hat, wie sich Pflege in Deutschland und den USA unterscheidet und was wir voneinander lernen können.

Sie sind ausgebildete Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin. Warum haben Sie sich dazu entschieden, zusätzlich ihr Studium an der KH Mainz aufzunehmen?

Ich wusste bereits zu Beginn, dass die Ausbildung "nur" der erste Schritt meiner Karriere sein würde. Mit zunehmender Zeit fand ich mehr Sinn und Bedeutung darin, mich weiterzubilden um somit vor allem Widerständen nicht immer machtlos entgegen zu stehen. Dazu zählte unter anderem., dass es unter den gegebenen Arbeitsbedingungen nicht realistisch war, den eigenen Anforderungen, aber auch den Anforderungen von Patient*innen, Arbeitskolleg*innen oder Vorgesetzten gerecht zu werden. Und mit mehr Wissen kann man diesen Situationen anders begegnen und sich selbst anders aufstellen.

Mit welcher Zielsetzung sind Sie in Ihr Masterstudium "Pädagogik in Gesundheit und Pflege" gestartet? Und wie profitieren Sie in Ihrer aktuellen Tätigkeit von der erworbenen Expertise?

Mein Ziel war und ist es immer noch, mich weiterzuentwickeln. Ich finde es wichtig, Neues zu lernen und mich mit neuen und anderen Themen auseinanderzusetzen. Meine derzeitige Tätigkeit fordert mich in so ziemlich allen Bereichen. Alles was ich getan, gelernt, gesehen, gehört oder erlebt habe, hat mir dabei geholfen, im Leben weiterzukommen. Neuen Herausforderungen begegne ich auf einer anderen Ebene als zuvor, weil ich im Privatleben und im Beruf immer wieder dazu gelernt habe und stets eine offene Haltung beibehielt.

Natürlich interessiert uns auch: Welcher Weg hat Sie in die USA geführt?

Hier waren es neben persönlichen Gründen auch die Neugier, wie es in den USA aussieht und verläuft, insbesondere in der Pflege. Ich wollte schon immer wissen, was genau anders ist und weshalb das so ist.

Was sind schwerpunktmäßig Ihre Aufgaben bei der Tätigkeit im Fox Chase Cancer Center?

Ich navigiere neue Patienten am Telefon durch den Aufnahmeprozess und begleite sie bis zu ihrem ersten Termin. Das beinhaltet die Patienten-Anamnese, Beratung der Patienten bezüglich ihrer Diagnose, Symptome, Krankheitsbild, Diagnostik, Ernährung, Lebensführung, Sammlung von Befunden, psycho-emotionale Beratung. Darüber hinaus leite ich weitere Kontakte ein, wie zum Beispiel zu Sozialarbeit, Finanzberatung Pflege, Chirurgie usw.

Wie können Studierende der KH Mainz von der Kooperation mit Gesundheitseinrichtungen der Temple University in Philadelphia profitieren?

Der Austausch auf internationaler Ebene innerhalb der eigenen Profession ist unbeschreiblich schön, vor allem wenn er Früchte trägt. Das soll bedeuten, dass das Erlebnis den eigenen Horizont erweitern und zu neuen oder nächsten Schritten führen kann, die neue Anregungen für die Entwicklung der Pflege in Deutschland geben können - und natürlich auch für persönliche Entwicklung. Wer erlebt hat, wie die Pflege in einem anderen Land organisiert ist, wird Parallelen, neue Chancen, Begeisterung, Hoffnung, Kraft, Instrumente und auch Wertschätzung erkennen.

Vor welchen Herausforderungen sehen Sie die Pflegeberufe aktuell? Und wie könnte diesen Herausforderungen begegnet werden?

Ich denke, dass es ziemlich viele Herausforderungen gibt und die erste wird es sein, sich der Machtlosigkeit abzuwenden, die durch Überforderung durch die Umstände entstehen kann und ein klares Bewusstsein zu schaffen, um aktiv und effektiv zu agieren.

Menschen in der Pflege sollten sich zusammentun und gemeinsam einen Plan entwickeln, der die Richtung angibt. Hierzu gibt es viele bereits bestehende Instrumente aus anderen Fachbereichen, die hilfreich sein könnten. Ich denke eine Übersicht aller Herausforderungen ist notwendig um Ansatzpunkte zu identifizieren. Erst dann wird deutlich, was alles zu tun ist, um dahin zu kommen, wo die Pflege hingehört: Nämlich als eine eigenständige, für sich sprechende und bestimmende Profession, die einen wertvollen und unersetzbaren Beitrag für die Bevölkerung leistet. Hier muss die eigene Profession in sich stimmig sein, sich zusammenfinden und gemeinsam Veränderungen wollen und umsetzen, um dann eben auch andere Professionen/Organisationen ins Boot holen zu können. Nach Hilfe zu fragen ist keine Schwäche. Und um Anforderungen stellen zu können, ist es durchaus nützlich, sich fundiert darzustellen.

Was sind die größten Unterschiede in der Organisation der Pflege zwischen Deutschland und den USA?

Der für mich größte Unterschied besteht im Selbstbild und Selbstbewusstsein von Pflegekräften und im gesellschaftlichen Ansehen. Die Bereitschaft von Pflegekräften in den USA sich weiter zu entwickeln und sich dementsprechend auch zu präsentieren und für sich und die eigene Profession einzustehen, ist beeindruckend. Dies habe ich in diesem Ausmaß zuvor einfach nicht erlebt.

Hier in den USA werden Pflegekräfte wertschätzend wahrgenommen. Da gibt es einige Beispiele wie die "Nurses-Week", der Respekt der jeweiligen Profession oder Honorierung. Das hat natürlich auch einen historischen Hintergrund, denn die Pflege in den USA hatte sich ebenso erst zur einer Profession entwickeln müssen, die die heutigen Rahmenbedingungen für sie geschaffen haben. Die Akademisierung und der Zusammenhalt haben hierbei eine essentielle Rolle gespielt.

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